Fraktionserklärung

Die Grünen – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, GRÜNT, Tierschutzpartei

Bei der Gemeinderatswahl im Juni 2024 wurden die für eine nachhaltige Stadtentwicklung, Umweltschutz und Klimaneutralität einstehenden Gruppierungen durch die Stimmen der Wählerinnen und Wähler deutlich gestärkt. 

Vielfach wurde der Wunsch an uns herangetragen, diese Kräfte nun zu bündeln und vereint für die gemeinsamen Ziele einzustehen.
Gerne haben wir uns daher zur Fraktion „Die Grünen – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, GRÜNT, Tierschutzpartei“ zusammengeschlossen.
Sie besteht aus Iris Förster, Wolfgang Wiedenhöfer, Elena Sugg-Adolphs und Peter Kundmüller von der Liste BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, aus Hannah Rosenbaum und Daniel Bok von der Liste GRÜNT und aus Julia Papadopoulos von der Tierschutzpartei.

Iris Förster, Daniel Bok und Julia Papadopoulos haben bereits in den letzten Jahren erfolgreich zusammen im Gemeinderat gearbeitet, Elena Sugg-Adolphs, Wolfgang Wiedenhöfer, Peter Kundmüller und Hannah Rosenbaum sind erstmals ins Gremium gewählt und stellen sich gerne der neuen Herausforderung.

Den Fraktionsvorsitz übernimmt Iris Förster, Daniel Bok ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

“Unser gemeinsames Ziel ist ein lebenswertes, inklusives und nachhaltiges Waiblingen. Eine Stadt, in der Pläne nicht nur gemacht, sondern auch umgesetzt werden. Wichtige Themen wie eine ideologiefreie, an der Realität ausgerichtete Verkehrspolitik, der konsequente Ausbau Erneuerbarer Energien, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ohne weitere Flächenversiegelung und der Tierschutz warten auf eine konsequente und wirksame Bearbeitung. Wir wollen endlich ins Handeln kommen. Mit dieser großen Fraktion „Die Grünen” können wir uns gegenseitig mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen unterstützen“, führt die neue Fraktionsvorsitzende Iris Förster aus. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Daniel Bok ergänzt: „Klima- und Umweltschutz sind die Kernthemen unserer Liste. Wir machen uns stark für ein grünes Waiblingen für alle“.

Wir bedanken uns bei den Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen und freuen uns auf eine auch über die Fraktionsgrenzen hinaus konstruktive und gute Zusammenarbeit.

Noch immer meint die Autolobby, dass man bei uns das Auto kostenlos abstellen können muss

Beitrag im Stauferkurier vom 5. Januar 2023

Ich wünsche Ihnen allen ein gutes und friedliches neues Jahr. Leider beginnt es besorgniserregend mit dem wärmsten Silvestertag seit es Temperaturaufzeichnungen gibt. Manche freut das, für die Natur ist es verheerend. Bienen werden aktiv – verhungern allerdings mangels verfügbarer Nahrung. Inzwischen behaupten zwar alle, den Klimawandel ernst zu nehmen, doch in der Realität verhindern Trägheit und ideologisches Denken notwendige Maßnahmen.

Das für mich frustrierendste Ergebnis war die Ablehnung unseres Antrags auf zusätzliche Stellen im Bauamt, um die energetische Sanierung der stadteigenen Gebäude voranzubringen. Experten meinen, dass 10 weitere Stellen notwendig seien, um unser selbstgestecktes Ziel der Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen – wir hatten die Schaffung zweier Stellen beantragt. Obwohl Stadträte und Verwaltung durchweg der Meinung sind, dass die energetische Sanierung sehr wichtig ist, hatte jede Fraktion ein anderes Argument, warum man JETZT diese Stellen nicht schaffen sollte.

Ebenfalls unverständlich: Noch immer meint die Autolobby, dass man bei uns das Auto kostenlos abstellen können muss. Mit einer zielgerichteten Förderung der Innenstadt hat das nichts zu tun, viel aber mit ideologischen Denkverboten. Das Geld könnten wir effektiver einsetzen – Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch. Der fantasievollste davon ist eine Lotterie. Bei jedem Einkauf in der Innenstadt gibt es ein Los. Am Ende des Monats werden 25.000 Euro verlost. Mit Sicherheit reizvoller als ein Zuschuss zum Parkticket.

Es gibt auch Hoffnung: Wir sind zuversichtlich, dass die Umgestaltung der Bushaltestelle am Bürgerzentrum bald beschlossen wird. Sie bringt dringend notwendige Verbesserungen für die gesetzlich verankerte Barrierefreiheit und den Fuß- und Radverkehr.
Die Windmessung auf der Buocher Höhe läuft seit Ende Dezember. Wir setzen auf Windkraft auf Waiblinger Gemarkung!

Rede zum Haushalt 2023 – Tobias Märtterer

Eine grüne Energie-Klima-Umweltstadt am Fluß

Sehr geehrter Oberbürgermeister Wolf,
sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister Schölzel,
sehr geehrter Herr Baubürgermeister Schienmann,
sehr geehrte Mitarbeiter der Stadtverwaltung,
sehr geehrte Ratskolleginnen und Kollegen
meine sehr verehrten Damen und Herren,

Danksagung

Zuerst einmal möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bei Ihnen allen lieber Herr Wolf, Herr Schölzel, Herr Schienmann und Herr Ozan stellvertretend für alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung bedanken.
Es ist glaube ich nicht ganz einfach momentan an sovielen Ecken und Enden zu kämpfen und sprichwörtlich die Feuerwehr zu spielen. Egal ob Flüchtlingskoordination, Corona, Energiekrise, Klimakrise, Mobilitätswende, Digitalisierung, Schulen …

Trotz all unseren Krisen und aufkommenden Problemen sehe ich, dass Sie die Sache in der Hand haben, wir eine funktionierende und handlungsfähige Verwaltung haben und wir uns auf unsere Steuermänner in der Not verlassen können.

Von unserer Seite aus hier noch einmal: Herzlichen Dank.
Und wenn wir schon beim Danke sagen sind, dann muss ich an dieser Stelle auch einmal sagen, liebe Stadträtinnen und Stadträte, vielen Dank Euch allen, dass wir hier ein Gremium haben, dass sich, zwar stark in der Sache streiten kann, aber dass wir auch ein tolles Gremium haben, das Fraktionen übergreifend privat und ohne Streit, wie in Altensteig, in geselliger Runde sich sehr gut versteht und miteinander harmoniert. Und das ist auch nicht selbstverständlich.


Nun kommen wir zu den Haushaltsthemen:

Alle Themen, über die ich nun sprechen werde, hängen im Prinzip mit dem längst hier vorhandenen Klimawandel zusammen.


Ja wir wissen, dass die Zeiten wo man mal schnell einen Kurztrip über den Ozean macht vorbei sind, wir wissen auch, dass das tägliche Schnitzel auf dem Teller weder für unsere Gesundheit, noch das Klima gut ist.
Wir alle wissen auch, dass die Zeiten, in denen man mit einem spritfressenden SUV fährt vorbei sind.
Alles in allem wissen wir ganz genau, dass das endlose Wachstum vorbei ist. Ja nicht nur das endlose Wachstum, sondern auch das viel propagierte moderate Wachstum.
Und genau hier sind wir an dem Punkt:
Die einen glauben mittlerweile daran, an das was wir wissen und haben verstanden, dass wir dringend handeln müssen.
Und die anderen glauben noch nicht daran, was wir hier im Raum eigentlich alle wissen oder wollen es leider noch nicht wahr haben.
Aber wenn wir endlich irgendwann alle daran glauben, was wir schon lange wissen, dann schaffen wir es unsere Stadt so umzubauen, dass wir die große Aufgabe Klimaanpassung gemeinsam über alle Fraktionen bewältigen und schaffen können.
Und je früher wir alle damit beginnen „wirklich“ daran zu glauben und etwas zu ändern, desto früher werden wir die von den Bürgern gewünschte grüne Umwelt-Klima-Stadt am Fluß zum blühen bringen und eine Wohlfühlstadt daraus machen. Soviel vorneweg.


Mobilitätswende – Verkehr

Ich beginne mit der Mobilitätswende. Momentan wird laut der aktuellen Bürgerbeteiligungsumfrage im Step der individuale PKW Verkehr zu stark priorisiert und die Bürger bemängeln nicht vorhandene barrierefreie Fusswege und ein gut ausgebautes Radnetz.
In den Kommunen um uns herum sehe ich, wie Fahrradstraßen ausgeschildert werden, Pop-up Radwege entstehen und die örtliche Anbindung an die Radschnellwege diskutiert werden.
Diese Aktivitäten vermissen die Bürger in Waiblingen und diese Aktivitäten vermissen auch wir. Wenn es dann einmal einen guten Vorschlag zur Verbesserung der Radwege, wie aktuell bei der Bushaltestelle am Büze gibt, dann wird dieser leider durch konservative Mehrheiten im Gemeinderat verhindert.
Seit Jahren wird jeder Antrag immer nur auf eine kommende ganzheitliche Fahrradkonzeption verwiesen, aber leider warten wir immer noch auf dieses ganzheitliche allumfassende Radnetzkonzept und auch die Bürger wollen endlich bessere Radwege haben.
Eines ist Fakt: Nicht nur durch unsere Neubaugebiete, aber auch sonst gibt es immer mehr Automobile in unserer Stadt, so dass die Straßen täglich immer mehr verstopft sind und wir schon anfangen müssen Pförtnerampeln an der B14 aufzubauen um dem Herr zu werden.
Aber wenn wir es endlich schaffen, dass der Radverkehr und der Fussverkehr mindestens genauso attraktiv wie die Nutzung des Automobils ist oder vielleicht sogar noch etwas attraktiver, dann schaffen wir auch die Bewerkstelligung der Mobilitätswende.
Um das Thema Mobilitätswende ein Stück weiter voranzutreiben haben wir folgende Anträge verfasst:
Wir beantragen, dass die Stadtverwaltung sich mit der Ausweisung von „Fahrradstraßen“ beschäftigt und die Verlängerung des Radwegs an der Neuen Rommelshauser Straße. Sowie weitere Fahrradbügel in der Albert Roller Straße.
Wir beantragen die Einstellung der Ausgabe von kostenlosen Parktickets bei allen städtischen Veranstaltungen.
Und wir beantragen den fünfspurigen Rückbau der Jesi Straße zwischen Rinnenäcker Kreuzung und dem Partnerschaftskreisel / Remskreisel.
Außerdem die bessere Kennzeichnung der Spielstraße beim Postplatz, eine Prämie für die freiwillige Rückgabe des Führerscheins.

Personal

Wenn man sich die 28 neu geschaffenen Stellen ansieht, dann mag das auf der einen Seite zuerst einmal erschreckend aussehen, wenn man sich das aber dann mal genauer ansieht, dann weiß man, dass das keine einzige Stelle zuviel ist.
Die Hälfte der Stellen fällt auf den pädagogischen Bereich, d.h. Stellen im Fachbereich Bildung und Erziehung, Kitas usw., alles Stellen, die nach der Kindergartenbedarfsplanung bemessen wurden.
Wer kleine Kinder hat, der weiß, wie dünn die Personaldecke im Kitabereich gesät ist und wie schwer sich die Erzieherinnen und Erzieher teilweise tun.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Waiblingen in den letzten Jahren gewachsen ist und, dass in Neubaugebieten, wie im Krankenhausareal oder den Gerbergärten auch Kinder wohnen. Auch die wachsende Anzahl der Kitas und Interimskitas muss von Fachkräften betreut werden und der Rechtsanspruch auf die Ganztagesbetreuung zwingt uns ebenso diese Stellen zu schaffen.
Wer sich angesichts der Anzahl der Neueinstellungen in dem Bereich beschwert, der sollte sich vielleicht auch einmal überlegen, ob es jetzt nicht erst einmal sinnvoll ist, die strukturellen Probleme an Kitaneubauten aufzuarbeiten, bevor wir auf der Korberhöhe 3 das nächste Wohngebiet ausrufen und sofort wieder vor den gleichen Problemen stehen.
Dann haben wir mehr Stellen im Ausländerwesen, im Wohngeldbereich, im Klimaschutzbereich und Bereich Mobilitätswende. Alles Stellen wo es nachgewiesener Weise momentan große Engpässe und wo Handlungsbedarf besteht. Denn wir haben defacto viele Flüchtlinge, wir haben Gesetztesänderungen im Wohngeldbedarf und dadurch fast doppelt soviele Anträge, wir befinden uns in der Klimakrise und wir müssen der Mobilitätswende Herr werden.
Alles in allem ist jede Stelle für uns gerechtfertigt und hier stehen wir komplett hinter den Plänen der Verwaltung.

Wachstum / Neubaugebiete

Von der Verwaltung wird ein moderates Wachstum, als allgemeiner Konsens im Gemeinderat ausgegeben.
Wenn ich meine grauen Zellen bemühe und mich an meinen Lateinunterricht erinnere, so weiß ich, dass moderat von moderatus kommt, was soviel heißt, wie mäßig oder Maß haltend.

Aber was genau bedeutet das? Heißt es 0,1%, 1% oder 10%? Ist das Glas halb voll oder halb leer?

Da wir das bis heute nicht definiert haben können wir hinter einem moderaten Wachstum nicht stehen.

Für uns ist die Nachverdichtung im Innenbereich in Ordnung und das Maß aller Dinge und hier gibt es auch genug große Gebiete mitten in der Stadt die in nächster Zeit frei werden, wo innerstädtisch wunderschöne Baugebiete entwickelt werden können.

Für die Ausweisung von neuen Baugebieten im Außenbereich auf der grünen Wiese, wie aktuell bei der Korber Höhe 3 oder dem Söhrenbergweg in Neustadt geplant wird, werden wir allerdings nicht stimmen.

Zum einen bekommen wir nicht nur weitere strukturelle Probleme in den Kitas und Schulen, sondern auch massive Umweltprobleme. Durch den Neubau der Hochhäuser auf der Korber Höhe 3 werden erneut wichtige Frischluftschneisen und Windströme zerstört und Boden versiegelt.

Was das heißt, haben wir im letzten Hitzesommer bereits erlebt.
Ich hoffe, dass dieses Gebiet wenigstens nach dem Vorbild einer Schwammstadt und einer modern orientierten Klima und Umweltstadt entwickelt und geplant wird und nicht wie bisher im konservativen Stil.

Ein weiteres Thema, das mich gerade umtreibt ist die Erweiterung der Parkflächen der Firma Stihl zwischen Neustadt und dem Erbachhof. Ja ich weiß, wir leben in Waiblingen mit und von Stihl und ich schätze unseren größten Arbeitgeber sehr. Aber man muss sich schon fragen, ob es 2022 noch zeitgemäß ist direkt an der S-Bahn Haltestelle Parkhäuser zu errichten und somit mehrere Fussballfelder groß die Landschaft für immer zu versiegeln.

Energiewende

Eines unserer größten Probleme ist die Gewinnung von Energie. Umso unverständlicher ist für uns der Rückzieher der Verwaltung bei der PV Anlage am Wasenparkplatz.

Neidisch schielen wir hier auf Nachbarkommunen, wo die Stadtwerke zusammen mit der Stadt und den Bürgern Projekte und Workshops veranstalten und u.a. zusammen ein Projekt für Balkonsolaranlagen stemmen. Das hat uns dazu bewegt, dass auch wir nochmal solch einen Antrag bringen und versuchen ein Signal zu setzen.

Die eingeleitete Windmessungen ist sehr erfreulich und die fortwährende und transparente zur Verfügungstellung der Messzahlen wird hoffentlich dazu führen, dass wir eines Tages unser Windrad haben werden.

Wenn wir uns anschauen, wie groß der Wachstum in den letzten Jahren bei den PV Anlagen, aber auch bei der Anzahl der erzeugten Megawattstunden sind, dann ist das in Ordnung und ich denke, wir haben hierfür auch zurecht den EEA in Gold nocheinmal rezertifiziert. Aber wir dürfen bei all dem auch nicht vergessen, dass mittlerweile 100 andere Städte in Baden-Württemberg mit dem EEA zertifiziert sind und wir nicht die einzigsten sind.

Das heißt, wir dürfen uns also nicht auf dem Erfolg ausruhen und sagen, wir machen ja schon ausreichend für den Umwelt und Klimaschutz, nein, der Award muss Ansporn sein noch mehr zu tun und weiter zu machen und schnellst möglich zu prüfen, wo und wie weiter Energie gewonnen werden kann. Photovoltaik entlang der Bundesstraßen ist hierbei nur eines der Themen, die untersucht werden müssen.

Um das ganze nochmals voranzutreiben haben wir für die energetische Sanierung der städtischen Liegenschaften zwei weitere Stellen beantragt, die sich unserer Meinung nach in kürzester Zeit armortisieren.

Klima und Umweltschutz

Die Bürgerbefragung im Rahmen des Step zeigt ganz klar, die Bürgerinnen wollen eine Energie-Klima-Umweltstadt, die bürgerorientiert und sozial gerecht ist – sie wollen eine grüne Stadt am Fluß. Sie wollen kein ausuferndes Wachstum in den Randbezirken auf der grünen Wiese und keine weitere Versiegelungen, sondern mehr „Grün“.

Nach dem letzten Hitzesommer hat auch der letzte Bürger erkannt, dass wir den Klimawandel bereits bei uns mitten in der Stadt haben. Die Stadtbäume wären längst vertrocknet, wenn wir sie nicht gießen würden, die Stadt kann nachweislich Dank der zugebaut Windströme nicht mehr mit genügend Kaltluft versorgt werden und im Sommer herrschen in der Innenstadt auf den Plätzen Temperaturen, wie in der Toskana.

Was heißt das für uns, als Stadt? Wir müssen jetzt und nicht erst morgen handeln. Wir dürfen keine weiteren Baugebiete und keine weitere Versiegelung zulassen, wir müssen dringend entsiegeln. Wir müssen mehr Bäume und grün pflanzen. Wir müssen unsere Straßen, ja unsere Stadtautobahnen zurückbauen. Wir müssen andere Bäume und Pflanzen finden und pflanzen, wir müssen uns den höheren Temperaturen anpassen.

Ja wir müssen überlegen, wie wir in Zukunft das Regenwasser, das über den Winter fällt speichern, so dass wir selbst im Sommer noch genügend Wasser zur Verfügung haben.

Außerdem müssen wir schauen, wie wir unsere Äcker, Felder und Wiesen erhalten um uns selbst versorgen zu können. Wir dürfen nicht nur auf Importe von Lebensmittel angewiesen sein. Was es heißt, wenn Lieferketten unterbrochen werden konnte jeder dieses Jahr in den Supermärkten selbst erfahren.


Digitalisierung

Ja wir sind in Waiblingen in der Tat Spitzenreiter bei der Digitalisierung und vorallem auch Gründer der OZG-Taskforce, einem Zusammenschluß von mehr als 250 Städten und Gemeinden im Diegitalisierungsbereich in Baden-Württemberg. Und dies alles verdanken wir Herrn Geist. Diese OZG Taskforce treibt das Innenministerium und mittlerweile auch den Bund in Sachen Digitalisierung von unten an, indem man die Logik verfolgt, dass nicht jede Kommune für sich das Rad neu erfinden muss, sondern, dass im Prinzip jede Kommune gleich aufgestellt ist und man so die einmal programmierten Anträge auch in anderen Kommunen einsetzen kann.

Wie viele von Ihnen schon gehört haben wurde 2017 das Online Zugangs Gesetz für Deutschland erlassen. Dieses OZG besagt, dass es bis Ende 2022 einen Onlinezugang zu 575 Verwaltungsleistungen, wie z.B. „Geburtsurkunde beantragen“ geben muss.

Diese Leistungen und Anträge müssen wiederum über das Land über das Serviceportal Service BW den Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Wenn wir genau hinschauen, dann können wir über Service BW heute nur wenige dieser Anträge und Prozesse nutzen. Nur durch die Arbeit unseres Digitalisierungsbeauftragten und der OZG Taskforce stehen mittlerweile über viele Prozesse zur Verfügung die BW weit genutzt werden können.

Trotzdem werden auch wir in Waiblingen als bester Player in ganz Baden-Württemberg das gesteckte Ziel „Erfüllung des Online Zugangsgesetz bis Ende 2022“ nicht erreichen. Wahrscheinlich wird dies keine einzige Kommune erfüllen, denn hierzu fehlen viele zu viele Dinge.

Es fehlt an einer einheitlichen elektronischen qualifizierten Signatur, wir brauchen Gesetzesänderungen, die online Services überhaupt rechtlich zulassen und wir brauchen vor allem ein Innenministerium, dass all die Anträge und Prozesse für Service BW endlich programmieren lässt, lizenziert und vorantreibt und sich nicht im Bürokratie und Kompetenzgerangel verliert.

Je schneller jedoch unsere eigene Verwaltung digitalisiert ist, desto schneller schaffen wir es die einzelnen Mitarbeiter zu entlasten, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und dem Bürger einen schnelleren und effizienteren Zugang zu Leistungen zu ermöglichen.

In der Digitalisierung haben wir momentan in Waiblingen erst die Spitze des Eisbergs geschafft. In jedem einzelnen Amt muss das Dokumenten Management System (der elektronische Leitzordner – E-Akte) eingeführt werden. Alle Papierakten, die sich über Zimmer und Stockwerke erstrecken müssen gescannt und digitalisiert werden. In fast jedem Amt muss neue Software eingeführt werden. Überall müssen Behördenkonten und der elektronisches Rechtsverkehr über Service BW eingeführt werden, jedes Fachverfahren in jedem Amt muss u.a. an Service BW und weitere Dienste angebunden werden, wo nötig müssen Paymentschnittstellen eingerichtet werden, qualifizierte digitale Signaturmöglichkeiten müssen geschaffen werden, das OZG muss mit dem Land / Bund umgesetzt werden. …

Sprich der Eisberg unter der Spitze ist gigantisch und daher beantragen wir die Schaffung von zwei weiteren Stellen im Bereich Digitalisierung / DMS / Onlineentwicklung / OZG Umsetzung.

Kultur

Waiblingen kann kleine, aber auch ganz große Kultur und hat eine wunderbare Veranstaltungswiese für Großveranstaltungen vor dem Bürgerzentrum. Was dies heißt haben wir beim Konzert der Fantastischen Vier, aber auch schon davor bei den Heimattagen mit Heino erlebt. Die Resonanz war über alle Altersklassen positiv. Zudem haben wir in Waiblingen ansässige Veranstaltungsfirmen, die solche Veranstaltungen mehrmals jährlich professionell durchführen.

Wir wollen an den Kultursommer anknüpfen und wollen, dass dies zukünftig fortgeführt wird und daher beantragen wir eine Durchführung dieser Veranstaltung im zweijährigen Rhythmus.
Schluß

Ich komme nun zum Schluß und will uns allen eine sehr weise Zeile von einem sehr weisen „Philosophen – Farin Urlaub“ mit auf den Weg geben:

„Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es ist nur Deine Schuld, wenn sie so bleibt“.

In diesem Sinne lassen Sie uns gemeinsam an einer grünen Energie-Klima-Umweltstadt am Fluß arbeiten.

Vielen Dank!

„Das ist der heißteste Sommer, den ich je erlebt habe.“

Beitrag im Stauferkurier vom 4.8.2022

„Das ist der heißteste Sommer, den ich je erlebt habe.“ „Naja, es ist der kühlste Sommer von allen, die du noch erleben wirst.“ Wir stecken mitten in der seit 30 Jahren vorausgesagten Klimakrise.

Leider geht es mit den ebenso lange bekannten Lösung nur im Schneckentempo voran. Wie viele PV-Anlagen installieren die Stadtwerke in diesem und im nächsten Jahr? Wann startet die Windmessung auf der Buocher Höhe? Hat man weitere potentielle Windkraftstandorte im Blick? Wie können zukünftig Erdwärme und Grünschnitt energetisch genutzt werden? Dazu hätte ich beim Bericht der Stadtwerke im Gemeinderat gerne etwas gehört. Leider Fehlanzeige – so lösungsorientiert arbeitet man nicht. Welches Potenzial gibt es noch bei der Nahwärmeversorgung? Selbst auf diese Frage habe ich bisher keine konkrete Antwort erhalten.

Wir brauchen endlich Taten statt Worte: Städtische Gebäude müssen schnellstens saniert und CO2-neutral beheizt werden. Statt weiterer Flächenversiegelung brauchen wir Bäume und Stadtgrün, um die Innenstädte zu kühlen. Dach- und Fassadengrün sind heute wichtiger denn je. Klimaschädliche Schottergärten sollten renaturiert werden. Wir brauchen eine regionale Ernährungsstrategie, das hat uns der Ukrainekrieg gelehrt. Guter Ackerboden darf deshalb nicht zu Bauland werden. Tempo 30 in der Innenstadt sollte ebenso die Regel sein, wie der Vorrang für Fußgänger*innen und Radverkehr vor dem Auto.

Jede*r von uns kann was tun. Jede eingesparte Kilowattstunde an Strom und Gas schützt uns vor harten Maßnahmen im Winter. Und was machst du konkret?, wurde ich gefragt. Der WLAN-Router schaltet jetzt über Nacht ab, die Warmwassertemperatur wurde reduziert, ein Balkonmodul zur Eigenstromerzeugung steht bereit, ein Sparduschkopf hilft Wasser sparen. Das Gießwasser fürs Balkongemüse kommt aus der Regentonne und die Spülmaschine läuft dann, wenn die Sonne scheint. Gewiss ist aber auch: Wir brauchen Entschlossenheit und einen langen Atem.

Haushaltsrede 2022 – Von Iris Förster

Grenzen des Wachstums

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Hesky, sehr geehrte Frau Erste Bürgermeisterin Dürr, sehr geehrter Herr Baubürgermeister Schienmann, werte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

Erinnern Sie sich noch an 1973? Die Ölkrise war in aller Munde, der erste Autofreie Sonntag wurde eingeführt und Bilder von leeren Autobahnen waren in der Tagesschau zu sehen.
Damals war ich 6 Jahre alt.

Schon 1972 erschien mit „Grenzen des Wachstums“ der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Die klugen Köpfe Anfang der 70er Jahre bewegte unter anderem die Frage, wie wir anlässlich begrenzter Ressourcen weiter wirtschaften können.

Seit fast 50 Jahren diskutieren wir also darüber, wie wir unsere Erde ausbeuten, Rohstoffe fördern, verbrauchen und die Abfallprodukte entsorgen und welche Auswirkungen wir dabei in Kauf nehmen
und darüber, ob und wann das enden wird.

Dabei hat sich der Diskurs im Laufe der Jahre durchaus verändert. Heute geht es nicht mehr allein um die Ölreserven und die Umweltverschmutzung. Ganz aktuell hat die Ministerpräsidentin von Neuseeland, Jacinda Ardern, für ihr Land sogenannte Well-Being-Faktoren definiert. Sie hat erkannt, dass es einem Land nicht allein gut geht, wenn die Wirtschaft floriert, sondern dass es auch auf eine gerechte Verteilung des Geldes, auf Zugang zu medizinischer Versorgung und zu bezahlbarem Wohnraum, auf Schulbildung und auf Einbindung von Minderheiten (bzw. im Fall Neuseelands auf Einbindung der indigenen Bevölkerung) und ebenso auf die Wahrung von Arbeitnehmendenrechten ankommt. Auch der Kampf gegen die Klimakatastrophe und der Schutz knapper Bodenschätze stehen auf der politischen Agenda Neuseelands. Der gesamte neuseeländische Haushalt ist inzwischen zur Einhaltung der Well-Being-Faktoren verpflichtet. 

Denn auch unter Wirtschaftswissenschaftler*innen hat sich inzwischen herumgesprochen – Wirtschaftswachstum, gemessen als Bruttosozialprodukt kann nicht allein das Maß aller Dinge sein. Denn jeder Autounfall, jede Katastrophe (wie zum Beispiel dieses Jahr im Ahrtal) und sogar Kriege führen zwar zu einer Steigerung des Bruttosozialprodukts – aber sicher nicht zur Steigerung des menschlichen Wohlbefindens. 

Vielmehr gilt es, abseits des Bruttosozialprodukts andere Faktoren zu definieren, die für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander angelegt werden können.

Am Flächenverbrauch wird diese Diskussion besonders deutlich: Die Fläche einer Gemeinde ist endlich. Der Boden ist definitiv nicht vermehrbar. Jeder Quadratmeter, den wir heute zubauen und damit zusätzlich versiegeln, heißt Vernichtung. Vernichtung von Naherholungsgebieten, Vernichtung von landwirtschaftlicher Nutzfläche, von Versickerungsflächen und Wasserspeichern nach Regenfällen. Dazu kommen die CO2-Effekte durch Bauwirtschaft, Straßen und Infrastruktur. Mit allen bekannten Auswirkungen auf das Weltklima. Nicht zuletzt aus dieser Erkenntnis steht im Koalitionsvertrag des Landes Baden-Württemberg eine Nettonull beim Flächenverbrauch ab 2035 – dem hat sich auch die CDU verpflichtet.  Das heißt natürlich nicht, dass wir bis dahin alle freien Flächen noch munter zupflastern dürfen. Vielmehr sind kreative Lösungen gefragt. Auch ein Industriebau kann durchaus mehrstöckig gebaut werden.

Wenn wir uns darauf einigen können: Ziel unseres Handelns sollte die Steigerung des Wohlbefindens sein. Dann erfährt der Begriff Wachstum eine ganz neue Bedeutung – kein Zuwachs an Autos und Umgehungsstraßen, sondern ein Zuwachs an Aufenthaltsqualität und Ruhe. Kein Zuwachs an Neubaugebieten, sondern ein Zuwachs an Naherholungsgebieten und Biotopvernetzung, an Fläche für den Erhalt des Artenreichtums und für Frischluftschneisen. Kein Zuwachs an Abfall, Konsum und Elektroschrott sondern ein Zuwachs an Solarmodulen auf Dächern und damit an Erneuerbaren Energien.

Es ist eben gerade keine Verzichtsdebatte, die wir angesichts des Klimawandels führen müssen, sondern eine Bilanzierung der Lebensqualität. Wir brauchen ein Stadtklima, das die Wärmeinseln kompensieren kann, die Versiegelung und nachlässige Architektenentwürfe nach sich ziehen. Eine grüne Stadt, die CO2 bindet, statt es zu erzeugen. Eine Stadt mit Photovoltaik und Solarthermie auf jedem nur denkbaren Dach, eine Stadt der kurzen Wege, eine Stadt, die für Fahrrad- und Fußverkehr gleich viel Geld und Planungsintelligenz investiert wie für den Autoverkehr.
Eine Stadt, in der kostbare ebenerdige Flächen nicht zum Abstellen von Fahr-, oder vielmehr STEH-zeugen, sondern für aktive Nutzung durch Bürgerinnen und Bürger gedacht sind. Wie kommen wir eigentlich dazu, dass jeder Autobesitzer seinen PKW kostenlos oder gegen allzu geringe Gebühr im öffentlichen Raum abstellen darf? Ich darf ja auch nicht einfach meinen Kühlschrank oder meinen Wohnzimmertisch auf die Straße stellen.

Im letzten Jahr erwirtschaftete die Parkierungsgesellschaft ein Defizit von 686.000 Euro. Geld, das von der Allgemeinheit dafür aufgebracht wird, dass Autos geparkt werden können. Hier subventionieren wir mit zweifelhaftem Erfolg. Es gibt Studien, die nachweisen, dass Autofahrer*innen übers Jahr gesehen weniger Geld in die Stadt tragen als Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkaufen gehen. Denn diese gelten als treue Kund*innen, die zwar im Einzelfall für weniger Geld einkaufen, dafür häufiger unterwegs sind und in Summe mehr Geld in den lokalen Läden ausgeben. Genauso schnell wie man mit dem Auto in die Innenstadt gefahren ist, ist man nämlich auch in den Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Mit einer Stärkung des Innenstadthandels hat das dann gar nichts mehr zu tun.

686.000 Euro – die gleiche Summe (vermutlich reicht ein Bruchteil davon) könnte man zum Beispiel auch für den Aufbau eines einheitlichen Lieferdienstes im Stadtgebiet ausgeben. Das würde die Kaufkraft in der Innenstadt erhöhen und wir könnten dem Onlinehandel, dessen großes Plus die Haustürlieferung ist, ernsthaft etwas entgegensetzen. 

Wir haben dazu einen Haushaltsantrag formuliert: Die Parkierungsgesellschaft soll keine Verluste mehr erwirtschaften.
Wir schlagen darüber hinaus in einem weiteren Antrag vor, den Wasenparkplatz mit Photovoltaik zu überdachen. 

Die Landesregierung hat inzwischen den Weg freigemacht für eine Gebührenerhöhung der Bewohnerparkausweise. Gut, dass wir hier gleich gehandelt haben und die Kosten fürs Parken im öffentlichen Raum erhöhen wollen. Wir alle haben erlebt, dass Bewohner*innen eines Neubaugebietes über zu wenig Parkplätze klagen.
Ich halte dagegen: Es sind nicht zu wenig Parkplätze, es sind zu viele Autos. Oder das Parken ist zu billig. An diesem Punkt würde ich tatsächlich auf die Gesetze des Marktes bauen: Angebot und Nachfrage regeln den Preis!
Man könnte sogar darüber nachdenken, ob man den Preis an Größe und Gewicht des Autos anpasst.

Das alles erfordert natürlich parallel den Ausbau von Mobilität jenseits des Autos. Waiblingen liegt verkehrsgünstig am Knotenpunkt zweier S-Bahn-Linien und es werden demnächst drei Radschnellwege durch Waiblingen führen. Von uns als Kreisstadt kann man da durchaus und zu Recht eine Vorreiterrolle und kreative Beiträge zur Verkehrswende erwarten.

Was möglich ist, wenn man mutig vorangeht, konnte ich kürzlich in Paris erleben. Die Stadt, die Tag und Nacht vom Autoverkehr erfüllt war, hat es tatsächlich geschafft, sich zu einer Fahrradstadt zu entwickeln. Auf den großen Boulevards gibt es abgeteilte Fahrrad- und Busspuren, zahlreiche Einbahnstraßen wurden geschaffen und sind selbstverständlich alle in Gegenrichtung für Fahrradfahrer frei. 1200 Fahrradverleihstationen über das ganze Stadtzentrum verteilt sorgen mit robusten Alltagsrädern zu attraktiven Preisen für ein Mobilitätsangebot jenseits von Auto und Metro. Wer je die Champs-Elysées bis zum Arc de Triomphe mit dem Fahrrad entlang geradelt ist, wird meine Begeisterung verstehen!

Die Seineufer wurden zunächst projektweise im Sommer zur Strandzone aufgepeppt – heute sind sie dauerhaft autofrei, dienen zur Naherholung, als Fahrradstraße, Flaniermeile, Joggingstrecke, Boulderwand und Kinderspielplatz direkt am Wasser.
In den Quartieren wird die sogenannte 15-Minuten-Stadt gefördert. Biosupermärkte, Schulen, Kindergärten, Cafés – alles in 15 Minuten erreichbar. Das alles ist machbar, wenn man mutig voran geht und die üblichen Denkmuster verlässt.

Zurück nach Waiblingen: Mit der Fronackerstraße haben wir einen Anfang gemacht. Die Straße hat sich sicht- und hörbar beruhigt, die rückgebauten Parkplätze vermisst kaum jemand. Der Radverkehr ist wesentlich sicherer geworden. Wenn jetzt noch das Einhalten der Regelungen, z.B. das Freihalten der Lieferzone, regelmäßig kontrolliert wird, kann sich zeigen, was eine Bürgerbeteiligung zu ändern vermag. Ob uns eine ähnliche Entwicklung auf der Schmidener Straße gelingt? Wir hoffen es.

Wir sehen allerdings auch, dass wir die Bürgerbeteiligung weiter entwickeln müssen. Gut, dass dafür jetzt personelle Kapazitäten geschaffen werden sollen. In anderen Städten werden die Beteiligungsprozesse sehr transparent dargestellt. Welche Stufen gibt es, wo stehen wir, wie kann ich mich beteiligen, wie wird mit dem Ergebnis umgegangen. Und vor allem gibt es in den Städten, bei denen ich mich schlau gemacht habe, immer eine zweite Beteiligungsrunde, in der die Ergebnisse der ersten Runde gemeinsam diskutiert werden. Ein Vorgehen, dass ich hier im Gremium auch schon mehrmals angeregt habe. In der Bürgerbeteiligung zum Schmidener Feld ist das jetzt zwar angedacht, allerdings mit der zweifelhaften Idee, eine Runde einzuberufen, in der Befürworter und Kritiker eines neuen Baugebiets paritätisch zu Wort kommen. Das spiegelt nicht das Verhältnis der Beiträge während der ersten Beteiligungsphase wider.

Wir sollten uns fürs nächste Jahr unbedingt vornehmen, die Beteiligungsrichtlinien weiterzuentwickeln. Es liegt ein großes Potential darin.

A propos Potential: Das Avia-Areal bereitet uns noch große Sorgen. Ein Ärztehaus an dieser Stelle bringt wieder deutlich mehr Verkehr mit sich. Sollten wir auf diesem Waiblinger Filetstück nicht besser Wohnbau in verträglicher Größe planen? Wir brauchen dringend kleine Wohnungen zu bezahlbaren Preisen. Zudem seniorengerecht, weil zentrumsnah. Eine Arztpraxis anstelle eines Ladengeschäfts im Erdgeschoss ist für uns vorstellbar.
Noch gehört ein großer Teil des Grundstücks uns. Wir haben es in der Hand. Ein Ärztehaus könnte auch an anderer Stelle entstehen, zum Beispiel auf dem jetzigen Stauferparkplatz oder in der Blumenstraße. An beiden Orten würde es zu weniger Konflikten führen. 

Meine Damen und Herren, die Zeit ist knapp. Nicht nur die Zeit einer Haushaltsrede, nein, vor allem die Zeit, die uns angesichts der Klimakrise zum Handeln bleibt.
Alles, was wir uns jetzt vornehmen, um den Kurs noch zu ändern,

wird viel Geld und Anstrengungen kosten.
Jetzt nicht zu handeln wird jedoch unbezahlbare Folgen nach sich ziehen.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wollen und können wir immer weiter wachsen? In welche Richtung wollen wir uns in Waiblingen in Sachen Bevölkerungswachstum, Wohnungsbau und Ausweisung weiterer Gewerbeflächen entwickeln?

Damit werden wir uns spätestens bei der Erarbeitung des nächsten Stadtentwicklungsplans kritisch auseinandersetzen müssen. Alle zusammen und mit der gebotenen gedanklichen Freiheit angesichts der globalen Klimakrise und unseres einstimmigen Bekenntnisses zu einem klimaneutralen Waiblingen bis 2035.

Aber JA, wir brauchen Wachstum. Wachstum der Kreativität, der unkonventionellen Ideen, Wachstum des Handlungswillens, des Mutes und der intelligenten Lösungen für die Probleme unserer Zeit.

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung – und hier schließe ich die Verwaltungsspitze ausdrücklich mit ein. Was Sie im letzten Jahr zu leisten hatten, ging weit über das übliche Tagesgeschäft hinaus. Und auch das ist ja anspruchsvoll genug. Vielen Dank also für die gute Zusammenarbeit mit uns im Gemeinderat und vielen Dank für alles, was Sie zum Wohle der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner tun.
Vielen Dank auch für den anregenden und konstruktiven Meinungsaustausch hier im Gemeinderat und den respektvollen Umgang miteinander.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.