NEIN zu weiterem Flächenverbrauch

Fraktionserklärung zum Gewerbeflächensuchlauch und Wohnflächensuchlauf in Waiblingen vom 22.04.2021

Flächenverbrauch – ein harmloses Wort mit drastischen Folgen für uns alle. So kann es nicht weitergehen, sagen die einen, aber wir brauchen dringend … sagen die anderen. Aktuell wird eine Untersuchung der Stadtverwaltung diskutiert, die suggeriert, dass in Waiblingen ein hoher Bedarf an Gewerbeflächen besteht.

Ein Bedarf in Höhe von 40 Hektar wird genannt. Freiflächen in dieser Größenordnung gibt es allerdings nirgendwo in Waiblingen. Zudem wird verzweifelt nach Flächen für neue Wohnbebauung gesucht. So werden derzeit in Neustadt am Sörenberg weitere Flächen zur Bebauung vorbereitet.

Wollen wir wirklich weitermachen wie bisher und alle Grünflächen bebauen oder sollten wir nicht endlich sagen: Halt, wir haben keine weiteren Flächen mehr, wir müssen die vorhandenen bebauten Flächen sinnvoll und intelligent nutzen! Ist es nicht überfällig, ganz neu über Flächenverbrauch nachzudenken? Brauchen wir wirklich neue Gewerbegebiete oder ist nicht eine effizientere Nutzung der bestehenden Gebiete denkbar?

Da gibt es Stellplätze für Wohnmobile. Können diese nicht überbaut oder mindestens mit Photovoltaikanlagen überdacht werden um dadurch eine höherwertige Nutzung zu generieren? Viele Gewerbegebiete werden nur ein- oder zweigeschossig genutzt, ist nicht eine Aufstockung und mehrstöckige Bebauung denkbar? Wieviel Leerstände gibt es? Wieviele einzig als Lager genutzte Flächen könnten eine zusätzliche Verwendung erfahren? Sicher, solche Untersuchungen und Projekte sind aufwändig und mühsam, eine Neubebauung auf der sprichwörtlichen Grünen Wiese ist einfacher und schneller umsetzbar, aber es ist langfristig günstiger, wenn man alle Kosten berücksichtigt.

Für die Wohnbebauung muss Innenentwicklung statt Außenentwicklung absolute Priorität haben. Hier sind neue Ideen gefordert. Denn auch in Waiblingen gibt es einen erheblichen Leerstand. Welche Mittel hat die Stadt, diesen zu reduzieren? Tübingen fordert gezielt Wohnungseigentümer auf, Leerstände zu vermieten. Wieviel Mut ist nötig, um eine Nichtbelegungsabgabe auf jahrelang leerstehende Häuser zu erheben? Nachdem die Kinder ausgezogen sind, gibt es so manchen Alleinstehenden, der oder die bei entsprechenden Anreizen, in eine kleinere Wohnung ziehen würde. Wie kann die Stadt einen solchen Wohnungstausch unterstützen?

Müssen wir nicht eine proaktive Flächenpolitik in der Innenstadt betreiben? Wo an zentraler Stelle Handelsimmobilien zum Verkauf stehen, kann die Stadt diese (zwischen) erwerben, um eine aktive, zielorientierte Standortplanung betreiben zu können. Auch hier gilt: Auf der Grünen Wiese zu bauen erfordert wenig Nachdenken, aber es ist nicht unendlich möglich und langfristig sehr teuer. Jetzt sind nachhaltige, intelligente Lösungen für die Zukunft notwendig.


Angesichts der Klimakrise sind sich alle einig, dass wir unseren CO2-Verbrauch drastisch einschränken müssen. Waiblingen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die CO2-Emissionen um 50 % gegenüber 2005 und den Energieverbrauch um 40 % zu reduzieren. Zudem sind wir Mitglied im Klimabündnis und verpflichteten uns damit zu einer Reduktion der Treibhausgase um 10% alle 5 Jahre. Angesichts dieser Zielvorgaben und im Wissen, dass 50% des CO2-Ausstoßes eines Gebäudes bereits mit dessen Bau verursacht werden, sind weitere Baugebiete nicht mehr vertretbar.


Der Boden ist eine endliche Ressource. Er kann nicht vermehrt werden. Aktuell werden in Baden-Württemberg durchschnittlich 15-17 Hektar Boden pro Tag von landwirtschaftlichen oder naturbelassenen Flächen in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Deshalb ist es notwendig, die Bodenversiegelung drastisch zu reduzieren. Wir von „Grünt + Tierschutzpartei“ setzen uns für eine Netto-Null beim Flächenverbrauch ein. Seien wir heute kreativ und entwickeln neue Ideen, anstatt die alten bequemen Wege zu gehen, die offensichtlich in eine Sackgasse führen. Je länger wir warten, desto teurer wird es.
Grünt + Tierschutzpartei